Entlang der Steilküste Estlands, habe ich gestern das Ende der EU erreicht. Nur noch die Narva liegt zwischen mir und Russland. Denke ich an den Aufwand, den ein Visum dorthin benötigt und die Feststellung, dass ein mittelmäßig geübter Schwimmer theoretisch auch einfach rüber schwimmen könnte, wird mir noch einmal die Beliebigkeit von Grenzen bewusst.
Einmal gezogen und manifestiert in den Köpfen, bekommt das, was sich auf dem anderen Flußufer befindet, etwas fremdes. Blickt man jedoch herüber, erkennt man die Ähnlichkeit zur eigenen Seite und dieses Fremde fühlt sich auf einmal sehr vertraut und nah an.
Dabei wird mir bewusst, dass mein Blick als Westeuropäer auf diese Grenze und mein Gefühl dabei, auch anders sein wird, als von den Menschen die hier leben und für die vor weniger als 25 Jahren dieser Fluss politisch keine wesentliche Grenze darstellte, dafür aber Westeuropa fast unerreichbar fern war. So ändert sich der Blickwinkel auf Grenzen abhängig von dem Ort und der Zeit in der man lebt und Fremdes wird plötzlich nah oder Nahes wird fremd. Dabei ist dies einzig in unseren Köpfen.
Vielleicht sollte man viel häufiger über Grenzen blicken oder diese überqueren, um zu erkennen, daß auf beiden Seiten doch dieselben Menschen leben und doch mehr verbindet, als trennt.
Das Ende der EU
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